Der Jugendkongress des bfdt in Berlin – Michael Heuer, FZZ

Vom 20. bis 24. Mai fand in diesem Jahr der Jugendkongress statt, der siebte, zu dem wir wieder mit sechs jungen Erwachsenen eingeladen wurden. An anderen Orten diesmal, sowohl der Kongress (Kalkscheune) als auch die Unterkunft (A&O Hostel), beides im Bezirk Mitte, etwas zentraler gelegen.

Beeindruckt hat mich in diesem Jahr das Außenforum „Verfolgt – Verschont – Integriert? NS-Täter nach 1945“. Im Museum Topographie des Terrors beleuchteten wir in Gruppen einzelne NS-Verbrecher näher und arbeiteten heraus, warum manche hingerichtet wurden und andere, es geschafft haben, eine neue Karriere zu starten. Interessant fand ich auch die Frage (und natürlich die Antwort), ob die Todesstrafe eine gerechte Strafe war.

Im DDR-Museum fanden wir uns nach der Führung in der Gruppe zusammen und diskutierten über die Zeit kurz vor der Wende und danach und spielten verschiedene „Was wäre, wenn“-Szenarien durch. Dabei setzten wir uns auch kritisch mit den Vor- aber auch Nachteilen der „Übernahme“ der DDR in die Bundesrepublik auseinander.

Der Höhepunkt bleibt stets die Preisverleihung am Tag des Grundgesetzes mit dem vorangegangenen ökumenischen Gottesdienst, mitgestaltet vom Workshop-Gospelchor. Man braucht „Sitzfleisch“, aber erfährt dabei, zu welch guten Ideen und Umsetzungen Menschen in der Lage sind, wenn sie ein Ziel verfolgen, in den meisten Fällen, Randgruppen zu unterstützen. Die Preisträger „Botschafter für Toleranz“ sind auf den Fotos zu sehen.

Unterstützens wert, auch für Nicht-Berliner ist das Projekt „House of one“ und Gänsehaut bekommt jede/r beim Ansehen des Videos „Light Your Fire“.

Es folgen die Kurzberichte unserer Teilnehmerinnen. Darüber hinaus kann jede/r Interessierte den Kongress unter diesen Links Revue passieren lassen:

Steffi - Außenforum „Denkmal und Gedächtnis“

Am Samstagmorgen ging es los. Wir fuhren mit der U-Bahn zur Mohrenstraße, dort begann unsere Führung zu verschiedenen Denkmälern in der Umgebung. Erste Station war das Holocaust Denkmal, bei dem an die vielen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird. Es ist eines der bekanntesten neuen Denkmäler in Berlin.

Dann folgte das Denkmal zur Verfolgung von Homosexuellen. Nach einem kleinen Weg durch den Berliner Tiergarten erreichten wir den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie Morde. Letzte Station war das Denkmal der Sinti und Roma neben dem Brandenburger Tor.

Wir erfuhren an wen und warum hier gedacht wird und redeten über die Unterschiede wie z.B. Größe, Lage und Aussehen der Orte. Außerdem wurde über Stolpersteine und die Kennzeichnung des Verlaufes der Berliner Mauer geredet. Am Ende durften wir uns noch selber umsehen, bevor wir mit der U-Bahn zurück zur Kalkscheune fuhren.

Im Allgemeinen war das ein informativer Ausflug, bei dem man auch viel von Berlin sah.

Tatiana - Hip-Hop gegen Gewalt

Der schon seit Jahren sehr beliebte Workshop von Mario Pavelka (Big Mac) trägt den Titel  Hip-Hop gegen Gewalt. Dort lernen wir wie man seine Wut, Angst, Trauer, usw. über einen  Rap ausdrücken kann, ohne Gewalt anwenden zu müssen.

Unser Coach „Big Mac“ war schon an vielen Schulen wo Gewalt und Straftaten zum täglichen Leben gehörten. Auch kommt „Big Mac“ jedes Jahr zum Jugendkongress um dabei zu helfen, die Anliegen zum Thema „mehr Toleranz“ auf eine neue Art und Weise auszudrücken. Es ist unfassbar was man alles schreiben kann mit ein paar Worten und dem perfekten Beat. Unsere Aufgabe war es zusammen eine Vorgeschichte zu schreiben die man am Ende zum Beat Rappen kann. Wir haben uns das Thema „Krieg“ rausgesucht, um zu zeigen dass viele Menschen sterben müssen und das nur weil sie nicht miteinander reden können.

Das ist ein kleiner Ausschnitt von unserem Ergebnis

„Was ist mit dieser Welt los heute?
Warum töten sie meine Leute?
Siehst du dieses kleinen Haus,
da wohnte früher der Soldat
sein Name war Klaus “

Es war eine Riesen-Freude an diesem Kurs teilnehmen zu dürfen und jeder der die Chance hat, mit zum Jugendkongress zu fahren sollte sie nutzen und es ausprobieren. Das macht echt Spaß und du lernst durch das gemeinsame Texten viele nette Leute kennen.

Theresa

Ich besuchte u. a. den Workshop „Gewalt in der Öffentlichkeit – Muss ich helfen? Wie kann ich helfen?“ Geleitet von zwei Polizisten, Mann und Frau, die uns verschiedene Formen der Gewalt, die uns im Alltag begegnen können, erläuterten. Zu manchen Beispielen sahen wir kurze Filme und diskutierten danach. Weiter ging es mit Rollenspielen, denn nur so konnten wir uns in die Rolle des Zuschauers hineinversetzen und zeigen, wie wir reagieren. Die beiden Beamten gaben uns Tipps zum „richtigen“ Verhalten mit auf den Weg. Dazu gehört unter anderem, dass man immer die Polizei rufen und sich nach Möglichkeit nicht in Gefahr bringen sollte.

In sehr guter Erinnerung habe ich das Außenforum vom Sonntag mit dem Thema „Interaktiver Jugendkulturspaziergang“. Wir starteten am Ostbahnhof und gingen in Richtung Friedrichshain, vorbei am Berghain, zu dem wir viele Informationen erhielten. Jugendkultur spielte und spielt in diesem Technoclub eine große Rolle schon seit Beginn der 1990er-Jahre. Anschließend kamen wir an einen Skate-Platz, der von Jugendlichen in Eigeninitiative selber aufgeschüttet und befestigt wurde. Die Stadt hat das geduldet und legt jetzt sogar einen professionell gestalteten Platz an. Unser Weg führte uns weiter zum RAW, dem ehemaligen ReichsbahnAusbesserungsWerk, einem sehr großen Gelände mit alten Fabrikbauten an den Bahngleisen an der Warschauer Straße. Es beheimatet nunmehr viele Initiativen und Clubs. Jugendkulturen können sich hier treffen und entwickeln. Erwähnt sei nur der Haubentaucher, ein Club mit Pool.

Verena - „Wer in der Demokratie schläft…wacht in der Diktatur auf“

Am zweiten Kongresstag besuchte ein Teil unserer Gruppe diesen Workshop. Nach einem Kurzfilm, in dem das schulische Leben in der DDR gezeigt sowie positive wie negative Seiten beleuchtet wurde, stellten wir in einem Improvisationstheater Formen des damaligen Unterrichts nach, natürlich in den Hauptrollen ;)
Wir debattierten hitzig über die Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung, die einem widerfahren konnte. Beim Abschlussgespräch waren sich aber alle einig, dass solch diktatorische Strukturen nicht mehr entstehen dürfen.